68. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie- Herz- und Kreislaufforschung,
April 2002, Mannheim

90Sr/90Y-Brachytherapie zur Behandlung von koronaren Venenbypässen – eine Subgruppenanalyse der RENO – Registratur (European Surveillance Registry with the NovosteTM Beta-CathTM System)

T.M. Schiele, P.W. Serruys, E. Eeckhout, S. Silber, C. Naber, W. Wijns, A. Colombo, W. Rutsch, D. Meerkin, V. Klauss

Z Kardiol 91: Suppl. 1, I/272, (2002)

Einführung: Die vaskuläre Brachytherapie (VBT) reduziert die Inzidenz der chronischen Restenose nach Angioplastie (PCI) signifikant. Die RENO-Registratur dient dazu, alle Patienten (PT) nachzuverfolgen, die eine VBT mit dem Novoste Beta-Cath-System erhalten haben und nicht im Rahmen von kontrollierten Studien untersucht wurden.
Methoden: Von 1036 an 47 Zentren eingeschlossenen PT wurde bei 67 eine PCI und VBT an 70 Bypassgefäßen (SVG) vorgenommen. Die VBT wurde mittels 90Sr/90Y-Strahlenzügen mit einer Länge von 30, 40 or 60mm durchgeführt.

Ergebnisse: Das mittlere Alter der PT in der SVG-Gruppe war höher als das der Gesamtgruppe (67±10 vs 62±10 Jahre; p<0,001), mehr PT hatten instabile Angina pectoris (41 vs 26%; p=0,006) und waren Diabetiker (31 vs 23%; p=0,018). Erwartungsgemäß war der Referenzlumendiameter größer (3,5±0,6 vs 3,2±0,5mm), die mittlere Läsionslänge war vergleichbar (18,3±15,3 vs 19,2±11,7mm).
Quellen mit einer Länge von 30mm wurden in 27%, von 40mm in 72% und von 60mm in 1% der Fälle verwendet. Die mittlere Bestrahlungszeit betrug 3,5±0,5 min, entsprechend einer Strahlendosis von 20,3±3,2Gy in 2mm Abstand vom Zentrum der Strahlenquelle. Bei 4 PT (5,4%) mußte die Bestrahlung fraktioniert werden. Die primäre Erfolgsrate lag lediglich bei 91%, da der Brachytherapiekatheter aufgrund mangelnden Back-ups nicht vorgebracht werden konnte. Neue Stents wurden bei 24 Läsionen (33%) implantiert. Geographic miss bestand bei 4 Läsionen (5,6%).
Der In-Hospital-Verlauf war günstig: kein PT erlitt einen Myokardinfarkt oder benötigte eine erneute Bypassoperation. Ein PT (1,5%) benötigte eine erneute PCI und zwei PT (3,0%) verstarben aus kardialer, nicht mit dem Zielgefäß assoziierter Ursache.
6-Monats-Verlaufsdaten sind derzeit von 67 PT in der SVG-Gruppe und von 1031 PT des restlichen Kollektives verfügbar. Die Inzidenz von MACEs war vergleichbar: 13% wurden einer erneuten PCI unterzogen (vs 13%; p=0,973), zwei PT hatten einen Myokardinfarkt, drei PT (4,5%) verstarben an kardialer Ursache, fünf (7,5%) verstarben aus nichtkardialen Gründen. Eine Kontrollangiographie wurde bei 61 PT durchgeführt. Die Restenoserate betrug 33% (vs 24%; p=0,227). Ein Bypassverschluß trat in 4,5% (vs 3,8% in Nativgefässen; p=0,773).

Zusammenfassung: Die Ergebnisse zeigen, dass eine VBT von SVG mit 90Sr/90Y durchführbar und sicher ist. Unter Berücksichtigung der Läsionskomplexität und der hohen intrinsischen Rezidivneigung nach PCI von SVG erscheinen die 6-Monats-Ergebnisse, die denen der Nativgefäße vergleichbar sind, als sehr günstig.