72. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie- Herz- und Kreislaufforschung, 20,. - 22. April 2006, Mannheim |
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Unterschiedliche Ergebnisse für den Procam-Score, Framingham-Score und den für Deutschland regionalisierten ESC-Score zur Erkennung koronarer Hochrisikopatienten: Ergebnisse an 48623 Personen S. Silber1, B. Bischoff1, B. Richartz1, L. Pieper2, J. Klotsche2, H.-U. Wittchen2 1Kardiologische Gemeinschaftspraxis und Praxisklinik, München; 2Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Technischen Universität, Dresden; Clinical Research in Cardiology, Suppl., (2006) |
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Hintergrund und Methodik: Bei Personen ohne bekannte KHK macht es Sinn, das individuelle Risiko für das Auftreten eines koronaren Ereignisses zu berechnen, wenn keine typische Angina pectoris und/oder ein Ischämienachweis vorliegt („Primärprävention“). Hierzu wurde in den USA an 5251 Personen der Framingham-Score entwickelt, der für die Altersgruppe 20-79 Jahre gilt. In Deutschland wird meist der Procam-Score verwendet (entwickelt an 5389 Personen zwischen 35 und 65 Jahren). Beide Scores prognostizieren die koronare Morbidität und Mortalität. Im Jahre 2003 wurde von der European Society of Cardiology (ESC) aus 205178 Personen zwischen 40 und 65 Jahren ein Score zur Vorhersage der kardiovaskulären Mortalität (einschliesslich Schlaganfall) abgeleitet. Dieser ESC-Score wurde erst kürzlich für Deutschland regionalisiert (HeartScore). Als „Hochrisiko“ gilt im Framingham- und Procam-Score ein Risiko von über 20% pro 10 Jahre (Morbidität und Mortalität), im ESC-Score von über 5% pro 10 Jahre (Mortalität). Ziel der vorliegenden Analyse war es, den Anteil an Hochrisikopatienten in den Hausarztpraxen Deutschlands anhand dieser unterschiedlichen Scores zu bestimmen. Am 16. oder 18. September 2003 wurden entweder zwischen 7:00 und 13:00 Uhr oder zwischen 13:00 und 18:00 Uhr alle Patienten in 3795 Hausarztpraxen erfasst. Bei 6895 Patienten war bereits eine KHK bekannt. Die folgende Analyse beruht auf den 48623 Patienten, bei denen keine KHK bekannt war. Das mittlere Alter dieser Patienten betrug 51,8 ± 17,1 Jahre, 38,5% waren männlich, 27,5% Raucher, 18,5% frühere Raucher, 25% hatten eine Hyperlipidämie, 11,9% einen Diabetes mellitus und 31,4% eine arterielle Hypertonie. Bei 13,8% lag eine positive Familienanamnese vor Ergebnis: Der aus den einzelnen Scores berrechnete Anteil an Hochrisikopatienten geht aus folgender Tabelle hervor:
Schlussfolgerung: Je nach Wahl des verwendeten Scores errechnet sich der Anteil an koronaren/kardiovaskulären Hochrisikopatienten in den Hausarztpraxen sehr unterschiedlich. Unter Zugrundelegung des für Deutschland regionalisierten ESC-Datensatzes wäre jeder 3. Mann und jede 10. Frau, die in Deutschland eine Hausarztpraxis betreten, als “Hochrisikopatient“ einzustufen. |