72. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie- Herz- und Kreislaufforschung,
20,. - 22. April 2006, Mannheim


Inadäquate medikamentöse Therapie der KHK in Deutschland:
Ergebnisse der DETECT-Studie im Vergleich zu EUROASPIRE I und II

S. Silber1, B. Richartz1, B. Bischoff1, L. Pieper2, J. Klotsche2, H.-U. Wittchen2
1Kardiologische Gemeinschaftspraxis und Praxisklinik, München;
2Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Technischen Universität, Dresden;

Clinical Research in Cardiology, Suppl., (2006)

Hintergrund:
Trotz einer progredienten Verminderung der Akutmortalität des Myokardinfarktes konnte die Morbidität der koronaren Herzkrankheit (KHK) nicht entscheidend gesenkt werden bzw. zeigt eine steigende Tendenz. Ziel der folgenden Analyse war es, festzustellen, ob die im Krankenhaus eingeleitete, gut etablierte Medikation der KHK nach der Entlassung in den hausärztlichen Bereich adäquat fortgesetzt wird.

Methodik:
Anhand einer bundesweiten klinisch-epidemiologischen Querschnittsuntersuchung in 3.795 Hausarztpraxen (DETECT-Studie) wurde die medikamentöse Therapie der KHK an einem Stichtag analysiert. Insgesamt wurden 55.518 Patienten in die Studie eingeschlossen. Die Prävalenz der KHK lag bei 12,4% (n=6895).

Ergebnis:
Lediglich 52,7% der erfassten Patienten mit KHK erhielten einen Thrombozytenaggregationshemmer (TAH), 57,2% einen Betablocker, 49,9% einen ACE-Hemmer und nur 43,0% ein Statin. Der Vergleich dieser Daten mit denen aus EUROAPASIRE I und II zeigte für alle Medikamentengruppen relevante Unterschiede:


EUROASPIRE I
EUROASPIRE I
DETECT
Zeitraum
1995-1996
1999-2000
2003
Patienten (n)
3569
3379
6569
TAH (%)
81,2
83,9
52,7
Betablocker (%)
53,7
66,4
57,2
ACE-Hemmer (%)
29,5
42,7
49,9
Statine (%)
18,5
57,7
43,0


Schlussfolgerung:
Im Vergleich zum Europäischen „Mittelmass“ ist die in Deutschland im hausärztlichen Bereich durchgeführte medikamentöse Therapie der KHK als inadäquat zu bezeichnen. Möglicherweise ist die Regressangst der Hausärzte eine der Ursachen dieser Unterversorgung im Deutschen Gesundheitswesen.