63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie- Herz- und Kreislaufforschung, April 1997, Mannheim

Halbierung der Wartezeiten für eine koronare Bypassoperation reduziert das präoperative Risiko nicht.

Silber S, Mühling H, Dörr R, Zindler G, Preuss A, Stümpfl A

Kardiologische Gemeinschaftspraxis in der Klinik Dr. Müller

Z Kardiol 86: 216, (1997)

Zur Qualitätssicherung in der Herzchirurgie zählt auch die Wartezeit für eine koronare Bypassoperation und die damit verbundenen Risiken. Zur Abschätzung dieses präoperativen Risikos haben wir am 1.1.1994 eine prospektive Studie begonnen, um in unserem Patientengut die Wartezeit für eine koronare Bypassoperation sowie Häufigkeit bzw. Ausmaß von schweren Komplikationen (Infarkt, Tod) während der Wartezeit für eine "elektive" Bypassoperation zu erfassen. Als Wartezeit war die Zeitdifferenz zwischen Tag der diagnostischen Herzkatheteruntersuchung und dem Operationstag definiert.

Ergebnis: Erfreulicherweise konnte die Wartezeit von 1994 bis 1996 halbiert werden (Tabelle).Von den 1125 Patienten erlitten 2 einen Herzinfarkt, beide wurden danach noch operiert. 15 Patienten verstarben (Alter 54 - 84 Jahre, 12 mit 3-GFE, 1 mit 2-GFE und 2 mit 1-GFE und Aortenstenose). Die Auswurffraktion lag zwischen 40 % und 85%. Alle Patienten verstarben innerhalb von 4 Wochen nach der diagnostischen Herzkatheteruntersuchung.

1994

1995

1996

Wartezeit (Tage)

39,5 ± 39,1

34,0 ± 31,5

22,7 ± 16

präop. Risiko

1,3 %

1,2 %

1,4 %

Schlußfolgerung: Trotz nahezu Halbierung der mittleren Wartezeit von 40 auf 23 Tage blieb die Rate präoperativer Komplikationen mit 1,3 % unverändert. Es bleibt zu diskutieren, ob das präoperative Risiko effektiv reduziert werden kann, wenn eine "elektive" koronare Bypassoperation innerhalb einer Woche zumindest angeboten wird.