23. Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie- Herz- und Kreislaufforschung, Oktober 1999, Nürnberg

Dosimetrie und Strahlenexposition von Personal und Patienten bei intrakoronarer Brachytherapie mit Strontium / Yttrium-90

S. Silber, P. v. Rottkay, A. Schneider, A. Gielow, A. Bauer, H. Schöfer

Kardiol. Gemeinschaftspraxis in der Klinik Dr. Müller, München

Z Kardiol 88: II/109, (1999)

Die intrakoronare Brachytherapie mit Beta- oder Gammastrahlen zur Prophylaxe bzw. Therapie der Restenose nach PTCA gewinnt - nach initialen positiven experimentellen Untersuchungen - auch zunehmend klinisch an Bedeutung. Während zur therapeutischen Verwendung von Gammastrahlen (z. B. Iridium-192) z. T. erhebliche Umbauten im Herzkatheterlabor erforderlich sind, kann das intrakoronare Afterloading mit Betastrahlern (z. B. Strontium/Yttrium-90, Yttrium-90, Phosphor-32) ohne relevante Umbauten durchgeführt werden. Allerdings ist bei der Bestimmung der Strahlenexposition von Personal und Patienten zu berücksichtigen, daß "reine" Betastrahler durch Interaktion mit Metall über den Effekt der Bremsstrahlung Photonen produzieren und somit zu einer zusätzlichen Strahlenexposition führen können.

In unserem Herzkatheterlabor haben wir zunächst die Dosimetrie des von uns verwendeten Sr/Ytt-90-Strahlers (Novoste™) mittels GafChromic™-Film überprüft: Die Testdosis (exakt in 2 mm Abstand vom Zentrum der Längsachse des Aktivitätszuges) betrug 150 Gy. Für die optische Dichte erhielten wir folgende Ergebnisse: Referenzquelle 0,29 ± 0,01, Quelle 1: 0,318 ± 0,013 und Quelle 2: 0,317 ± 0,028. Bei einer Dosisleistung von 0,083 Gy/s beträgt die Bestrahlungszeit 169 s für eine Dosis von 14 Gy (Gefäßdurchmesser 2,7 - 3,35 mm) bzw. 217 s für 18 Gy (Gefäßdurchmesser 3,36 - 4,0 mm). Für die Strahlenexposition wurden folgende Dosisleistungen gemessen: am Bleibehälter 20 µSv/h, an der Oberfläche des Gehäuses 400 µSv/h, Arzt/Hand: 4 µSv/h, Patient/Leiste 5 µSv/h und Patient/Brustoberfläche 20 µSv/h.

Schlußfolgerung:
Die Strahlenexposition von Arzt und Patient bei intrakoronarer Brachytherapie mit Sr/Ytt-90 ist nicht vernachlässigbar, jedoch deutlich geringer als die Exposition durch Röntgenstrahlen bei PTCA.