Herz: 20: 412, (1995)

Herzchirurgie der Universität Düsseldorf fordert: "Elektive" Bypassoperationen sollten innerhalb von 30 Tagen erfolgen

S. Silber

München

Der Tod auf der Warteliste für Herzoperationen bei Erwachsenen war Inhalt einer klinischen Konferenz anläßlich der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie- Herz- und Kreislaufforschung in Bielefeld am 22. September 1995. Unter der Moderation von Prof. Gottwik (Nürnberg) fanden vor allem die Ergebnisse einer Doktorarbeit aus der Abteilung für Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie der Universität Düsseldorf (Direktor: Prof. Schulte) Beachtung, die von Prof. Preuße vorgestellt wurden: Anlaß der Doktorarbeit waren die sehr spärlichen Literaturangaben zum Tod auf der Warteliste. Es wurden die Daten jener Patienten ausgewertet, die in den Zeiträumen 1980 bis 1984 und 1988 bis 1992 auf der Warteliste der Universität Düsseldorf verstarben. Während des erstgenannten Zeitraumes verstarben 100 und während des letztgenannten Zeitraumes 136 Erwachsene. Die jährliche Letalitätsrate schwankte zwischen 1,7% und 4,5% (die Prozentzahlen beziehen sich auf die jährliche Anzahl an HLM-Eingriffen). Bei genauer zeitlicher Analyse der Zeitdifferenz zwischen Diagnostik und Todeseintritt zeigte sich überraschend, daß der Tod auf der Warteliste in den Jahren 1988 bis 1992 schneller auftrat als 1980 bis 1984. Die Herzchirurgen der Universität Düsseldorf kommen zu dem Schluß, daß eine Verkürzung der Wartezeiten von z.B. 6 Monaten auf 3 Monaten keine wesentliche Verbesserung der Versorgung mit sich bringt. Erst eine Wartezeit von 30 Tagen auch bei sogenannten "elektiven" Fällen (Bypassoperation, Aortenklappenersatz) würde das Risiko, auf der Warteliste zu versterben, deutlich senken.

Die Tagungsleiter Prof. Kuhn und Prof. Neuhaus stimmten hiermit voll überein. Somit ist jetzt die unverändert hohe Brisanz des Todes auf der Warteliste von namhaften deutschen Hochschulprofessoren anerkannt.



Autor:
Priv. Doz. Dr. med. S. Silber
Herzkatheterlabor der
Kardiologischen Gemeinschaftspraxis in der Klinik Dr. Müller
Am Isarkanal 36
81379 München
ssilber@med.de