"Der Weltuntergang hat nicht stattgefunden", bemerkte
zufrieden Herr Bundesminister Horst Seehofer anläßlich
eines Empfangs am 9.6.1997 in München. In Anwesenheit des
Präsidenten der Bundesärztekammer, Herrn Dr. Karsten
Vilmar und des Vorstandsvorsitzenden des AOK Bundesverbandes,
Herrn Dr. Hans Jürgen Ahrens stellte er sein neues Konzept
vor. Der alte Grundsatz, den medizinischen Bedarf an die Lohnentwicklung
zu koppeln, würde die erstklassige Medizin in Deutschland
beenden. Er forderte mehr Eigenverantwortung für Ärzte
und Patienten. Die Medizin sei auch in Zukunft ein Gebiet mit
erheblichem Wachstumspotential. Dies ist allerdings nur durch
mehr Eigenbeteiligung der Patienten zu erreichen.
Die Devise ab
1998 lautet: "Eigenbeteiligung ist besser als Budgetierung".
Um die Medizin auch weiterhin modern, fortschrittlich und beweglich
zu gestalten, darf eine Finanzierung des Gesundheitssystems die
Arbeitskosten nicht mehr weiter belasten. Umstritten war die Bedeutung
der Selbstmedikation für die Senkung der Gesundheitskosten:
Während Herr Ahrens dem sehr skeptisch gegenübersteht,
fordert Herr Bundesminister eine wirksame Aufklärung der
Patienten, damit sie nur bei "leichten gesundheitlichen Störungen
und weitgehender Risikofreiheit des Medikaments" eine Selbstmedikation
in die Wege leiten. Schließlich sei die Selbstmedikation
die älteste Form der Heilbehandlung und ein wichtiger Wachstumsmarkt.
Zum Versandhandel von rezeptfreien Medikamenten (Problem Internet)
gab es ein klares "Nein". Herr Vilmar befürchtet
eine sich neu entwickelnde Konkurrenzsituation zwischen Arzt und
Apotheker. Insgesamt war der Konsens und die Stimmung zwischen
den Herren Seehofer, Vilmar und Ahrens sehr gut, der Herr Minister
sprach sogar von einem "Harmonieterror".