Herz 22: 283 - 284, (1997)

Der 100. Deutsche Ärztetag beschließt Darstellungsmöglichkeiten im Internet

S. Silber

München

Im Rahmen des 100. Deutschen Ärztetages in Eisenach wurden die Ärztekammern aufgefordert, ihren Mitgliedern Darstellungsmöglichkeiten (home pages) im Internet für eine sachgerechte Patienteninformation zum Selbstkostenpreis zur Verfügung zu stellen. Die Bundesärztekammer wurde beauftragt, im Rahmen des Projektes "Deutsches Gesundheitsnetz" (DGN) nach geeigneten Verfahren zu suchen.

Patienten wird dadurch die Möglichkeit geboten, über das Informationsangebot der Ärztekammer auf die home page der Ärzte zu gelangen. Mit dem Angebot der Einrichtung von home pages in der "Domain" der Ärztekammer kann die Darstellung der Mitglieder konform zur Berufsordnung realisiert werden. Die Einbeziehung in das Projekt "Deutsches Gesundheitsnetz" bietet sich an, da darüber die Mitglieder die Gelegenheit erhalten, unterschiedliche, adressatspezifische Inhalte für die Patienten (über das Internet) beziehungsweise die Kollegen (über das DGN) darzustellen.

Ähnlich wie die Bundesärztekammer und die Kassenärztliche Bundesvereinigung mit ihrem DGN vom enthusiastischen Vollstart auf vorsichtige Probeläufe umgestiegen sind, haben nun aber auch private Investoren den Rotstift angesetzt. Der Burda-Verlag (Bunte, Freundin, Focus) hatte im März 1996 als erste privatwirtschaftliche Gruppe den Health Online Service (HOS) für Ärzte als geschlossene Benutzergruppe eingeführt und zuletzt, nach eigenen Angaben rund 22000 Abonnenten gefunden. Auf dem Internisten-Kongress im April dieses Jahres in Wiesbaden präsentierten der Bertelsmann-Verlag (Ärzte-Zeitung, Münchner Medizinische Wochenschrift u. a.) sowie der (wissenschaftliche) Springer-Verlag, Heidelberg, unter dem Namen "Multimedica" der Medizin-Welt ihren neuen Online-Dienst.

Zum 1. Juli veränderte sich nun die deutsche Multimedia-Landschaft gravierend: Die "Riesen" Bertelsmann und Springer sowie Burda bündeln ihre Kräfte zu einer "strategischen Allianz": An einem professionellen Online-Dienst für Ärzte sind Bertelsmann und Springer jeweils mit 37,5 Prozent und Burda New Media GmbH mit 25 Prozent beteiligt. Angebote und Abonnenten von "Multimedica" und "HOS" werden zusammengelegt, die Fachinformationen für Ärzte und Apotheker laufen künftig unter dem Namen "Multimedica" (Redaktion in Berlin). Ein publikumsorientierter Health-Online-Dienst (50 Prozent Bertelsmann, 50 Prozent Burda) wird weiter aus München betrieben. Das heißt für den "User"-Arzt: Burda bleibt bei seinen Leisten "Konsumenten-Medien" und bedient das interessierte Publikum mit Gesundheits-News online, für die Fachkreise bleibt der Mischkonzern Bertelsmann und Springer auch online zuständig. Bis jetzt haben die Konzerne erst einmal viele Millionen in die Telekommunikation investiert - in der Hoffnung, eines Tages damit auch gut verdienen zu können.

Mit der Verabschiedung des Multimedia-Gesetzes hat der Bundestag am 13. Juni 1997 die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Weg in die Informationsgesellschaft geschaffen. Das Gesetz, das mit Wirkung vom 1. August die Nutzung neuer Informations- und Kommunikationsdienste über weltweite Datennetze wie das Internet regelt, wurde in dritter Lesung mit den Stimmen der Regierungskoalition beschlossen. Die SPD enthielt sich, die Grünen stimmten dagegen. Bundesforschungsminister Jürgen Rüttgers (CDU) sagte, das Gesetz schlage eine Brücke ins 21. Jahrhundert und sei weltweit Schrittmacher und Vorbild. Wegen der Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern beim Rundfunk beschränkt sich das Gesetz auf Formen der Individualkommunikation wie Homebanking, Verkehrs-, Wetter-, Umwelt-, und Börsendaten, Telearbeit oder Fernlernen. Die Regeln für Angebote der Massenkommunikation wie das Abonnement-Fernsehen wollen die Länder in einem Staatsvertrag festlegen.

Das Multimedia-Gesetz läßt die Teledienste grundsätzlich genehmigungsfrei. Anbieter sind für eigene Inhalte nach den allgemeinen Gesetzen verantwortlich. Weltweit erstmals enthält das Gesetz Bestimmungen über die "elektronische Unterschrift", mit der Computer-Dokumente zweifelsfrei einem Absender zugeordnet werden können. Sprecher der Opposition kritisieren vor allem das Festhalten an der Trennung von Tele- und Mediendiensten, das die beginnende Verschmelzung der Individual- und Massenkommunikation ignoriere. DÄB 94, A-1657 (1997); der Kassenarzt 22, 3 (1997); SZ 53/24 (1997) (Si)

Autor:
Priv. Doz. Dr. med. S. Silber
Herzkatheterlabor der
Kardiologischen Gemeinschaftspraxis in der Klinik Dr. Müller
Am Isarkanal 36
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