Herz: 20: 219, (1995)

Integrationsmodell weiterhin umstritten

S. Silber

München

Die gegenwärtige Trennung von ambulanter und stationärer spezialisierter, fachärztlicher Versorgung soll gelockert werden. Anläßlich der Petersberger Gespräche zwischen Gesundheitsminister Seehofer und den Verbänden im Gesundheitswesen soll die Bedeutung der Kliniken bei der ambulanten ärztlichen Versorgung, insbesondere auf Spezialgebieten, steigen. Laut dem Geschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) Herrn Achner, sollen sich die Kliniken zu umfassenden Gesundheitszentren mit ambulanter Kompetenz entwickeln (Ärztliche Praxis). Die KBV-Spitze verhandelte mit dem Marburger Bund über ein "Integrationsmodell", welches hochspezialisierten Krankenhausärzten ambulante Tätigkeit gestattet. Der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Belegärzte (BDB), der Münchner Chirurg Dr.med.Klaus Michael Hahn lehnt ein solches Abkommen als "tödlich" für die niedergelassenen Fachärzte ab. Aber auch Krankenhausärzte meldeten Bedenken an, ob ein solches "Integrationsmodell" funktioniert: der Vorsitzende des Deutschen Krankenhausinstituts in Düsseldorf, Herr Prof.W. Fack-Asmuth sagte auf dem 15. Internationalen Kranken- haussymposium in Köln, daß solche Teamarztmodelle nicht praktikabel seien. "Teamärzte machen Visiten, wann sie wollen. Das Pflegepersonal müßte möglicherweise auf 10 verschiedene Kommandos hören". Schließlich hat auch dann der KBV-Vorstand das Integrationsmodell zurückgezogen - zu groß erschien der KBV die internen Widerstände. Auf den Ärztetag in Stuttgart sollen Neuentwürfe zur Integration ambulanter und stationärer fachärztlicher Versorgung erarbeitet werden.


Autor:
Priv. Doz. Dr. med. S. Silber
Herzkatheterlabor der
Kardiologischen Gemeinschaftspraxis in der Klinik Dr. Müller
Am Isarkanal 36
81379 München
ssilber@med.de